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Beziehung "Immer meckerst du" – Warum der Partner nur noch Kritik hört

Beziehung
Wenn jede Kritik zum Streit in einer Beziehung führt, schadet das der Verbindung gewaltig.
© IMAGO / Panthermedia
Manch eine Beziehung steckt in einer Abwärtsspirale aus Nörgeln, Meckern und Streitereien. Ein Grund könnte das Kommunikationsverhalten sein, das schnell zu einem größeren Streit führt. Ein Paartherapeut erklärt die Do's und Don'ts beim Kommunizieren von Emotionen.

Wenn man jemanden liebt, sollte es auch immer möglich sein, zu sagen, was man fühlt. Eine schöne Annahme in der Theorie, in der Praxis führt diese Form der Ehrlichkeit leider oft zu einem Beziehungsstreit. Warum? Weil viele Gefühlsäußerungen gegenüber dem Partner als Kritik wahrgenommen werden. Schnell heißt es: "Immer meckerst du nur" oder ähnliches. 

Der Paartherapeut Andrew G. Marshall kann auf 35 Jahre streitende Paare zurückblicken, denen er eine therapeutische Stütze war und zu Verbesserung innerhalb der Beziehung geholfen hat. In dem Online-Magazin "Psychology Today" spricht Marshall über seine Tipps und Tricks, Gefühle zu äußern und Kritik zu vermitteln. 

Streit gehört in einer Beziehung dazu –doch das "wie" entscheidet über den Ablauf

Der Therapeut führt ein Beispiel aus seinem Alltag an. Ein Paar streitet sich während seiner Therapiesitzung, weil einer der beiden fünf Minuten zu spät kam. Der Wartende ist genervt und macht Vorwürfe, der Zuspätkommende sieht es nicht ein und rechtfertigt sich, "weil es sich nur um wenige Minuten handele". Die Einnahme des Verteidigungsmodus führt sofort zu einer weiterführenden Diskussion. Die Folge: Der Streit artet aus in "Wer hat recht und wer ist im Unrecht?". Zu einem Ergebnis kommen beide auch nach zehnminütiger Diskussion nicht. 

Wenn ein Partner sich also beschwert und negative Gefühle äußert, rät Marshall nicht zu einer Verteidigungshaltung, sondern zu diesen Tipps:

  • Rechtfertigungen werden vom Gegenüber schnell als Angriff empfunden und können das Gefühl vermitteln, die Gefühle des anderen in Abrede zu stellen.
  • Gezielter Gegenangriffe, beispielsweise : "Wann bist du denn mal pünktlich?" führen zu nichts.
  • Unpassende Vergleiche wie: "Aha, du beschwerst dich über meine Pünktlichkeit, selbst bist du aber x,y,z, z. B. unzuverlässig" sind fehl am Platz.
  • Abwehr-Strategien wie alles totzuschweigen und den Ärger in sich reinzufressen oder aber People-Pleasing und eine gute Stimmung vorzugaukeln, führen ebenfalls nicht zu einer Konfliktlösung.

Der Paartherapeut rät zu einem ganz anderen Umgang mit einem Problem dieser Art:

  • Probleme und Missstimmungen frühzeitig und sachlich adressieren.
  • Nicht begründen und rechtfertigen, dem anderen Luft lassen für Nachfragen.
  • Bei der Sache bleiben und nicht eine Vielzahl an Beispielen aus der Vergangenheit hervorkramen – der andere hört nur noch mehr "Gemecker".
  • Es ist möglich, offen zu fragen: Möchtest du noch andere Beispiele hören? Wenn er ja sagt, ruhig und sachlich vortragen.
  • Als Partner der Kritik hört, hilft es manchmal, ruhig zu bleiben, in dem man wiederholt, was einem gesagt wurde: Ich habe verstanden, dass du wütend bist, weil ich unpünktlich war. Das verhindert Missverständnisse.
  • Als kritisierter Partner keine Verteidigung vorbereiten, sondern lieber offen fragen, ob es noch etwas gibt, was dem anderen auf der Seele brennt und auch mal atmen und schweigen. 
  • Einander auch fragen: "Bist du bereit zu hören, was ich denke?" und dem Anderen den Raum lassen, in diesem Moment eine Antwort darauf zu finden, die zu dem jeweiligen Gemütszustand passt.
  • Anstatt eines Gegenangriffs sagen: "Was kann ich anders machen?"
  • Bei festgefahrenen und wiederkehrenden Kritikpunkten gemeinsam einen Plan entwickeln, wie man in Zukunft eine solche Situation behandeln möchte.

Es ist menschlich, dass man bei seinem Partner innerhalb einer Beziehung emotionaler reagiert, als in einer Freundschaft oder im Berufsleben. Man entwickelt oftmals schneller Verlustängste und fällt dadurch schneller in eine Spirale der Diskussion. Es ist hilfreich sich immer wieder vor Augen zu halten, was man sich selbst von seinem Gegenüber für eine Reaktion wünschen würde und lieber das ein oder andere Mal durchzuatmen, anstatt gegen anzudiskutieren. Manchmal versteckt sich hinter einer empfunden Kritik auch eher ein Mangel auf einer anderen Ebene, vielleicht fühlt sich der Partner nicht gesehen. 

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Quellen: Psychology Today, Paarbalance

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